David T. Bosch

Sechs Qualitätskriterien für Guten Unterricht

Einleitung

Das Ziel dieser Arbeit ist es, anhand von sechs Qualitätskriterien, der Frage nachzugehen, was guten Unterricht kennzeichnet. Um dies erkunden zu können, ist es wichtig, bereits ganz zu  Beginn,  einige Schlüsselbegriffe zu  definieren. Der erste Begriff, den es gleich zu definieren gilt, ist Pädagogik.  Darunter versteht man im Allgemeinen eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Theorie und Praxis von Bildung  und Erziehung hauptsächlich von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt. [1] Das Wort selbst,  leitet sich ab von den  griechischen Wörtern  ἄγω (ágō), was so viel bedeutet wie führen, und  παιδός (paidos) mit der Bedeutung Kind. Das Wort Pädagogik lässt sich daher auch als Führen eines Kindes übersetzen. In anderen Worten, Pädagogik ist die Wissenschaft, welche die Domäne des Unterrichtens erforscht.  Das führt uns zum zweiten erklärungswerten  Begriff,  nämlich Unterrichten.  Dieses Wort besteht aus zwei Teilen, „unter“ und „richten“. „Richten“ verrät uns schon vorweg, dass die Aufgabe von Lehrenden ist, den Lernenden (paidos) in  die rechte Richtung zu weisen. Zweitens, das Wort „unter“ deutet, meiner Anschauung nach, an, dass die Lehrperson nicht von oben Anweisungen machen sollte, sondern den SchülerInnen nur durch Unterweisungen den richtigen Weg finden lassen kann. Akkumulierter Unterricht führt zu Bildung.  Das ist auch der dritte bedeutende Begriff, den ich erklären möchte. Etymologisch ist dieses Wort direkt mit den Verben bilden im Deutschen und to build im Englischen verwandt. Es beschreibt damit den Prozess der Erbauung, Formierung (Bildung) von Individuen. Dies zu verstehen, ist von enormer Wichtigkeit, denn das Wort suggeriert nämlich, dass Bildung Persönlichkeiten erschafft. Ohne Bildung bleibt der Mensch eine leere Malerleinwand.  Dies verstehend, erkennt man die Relevanz der Pädagogik und die Bedeutsamkeit, oder sogar gesellschaftliche Überlebensnotwendigkeit guten Unterrichts. Bereits in der Antike erkannten einige Philosophen, dass Bildung bzw. Unterricht die Richtung des menschlichen Lebensweges bestimmt. In den folgenden Kapiteln werde ich mich insbesondere  auf den Musizierunterricht fokussieren.

Das Feststellen und Erkennen von Qualitäten guten Unterrichts

Die offensichtliche Frage die wir uns sofort stellen und beantworten werden ist: Wie erkennt man guten Unterricht? Wie unterscheidet man zwischen schlechtem und gutem Unterricht. Es ist uns allen bekannt, dass  sehr unterschiedliche Lehrende, mit sehr unterschiedlichen Methoden, ähnliche  Resultate erzielen können. Es scheint so, als gäbe es auch auf den Gipfel des Berges des erfolgreichen Unterrichtens  viele Pfade. Es gibt nicht das eine Rezept, das immer und bei jedem/-er Lernenden funktioniert. Dennoch, erkennt die Pädagogik eine Reihe von Kriterien an, die den Lehrenden als Orientierungshilfe dienen, wie sie am besten ihre SchülerInnen beim Entdecken und Erkunden der musikalischen Welt  zielführend führen können. Der gemeinsame Nenner all dieser Kriterien ist, dass sie zu guten Ergebnissen führen. Als Jesus von Nazareth gefragt wurde wie man gute Lehrer (Propheten) von schlechten unterscheidet, antwortete er so: „Wie der Baum, so die Frucht! Ein guter Baum trägt gute Früchte, ein schlechter Baum trägt schlechte Früchte.“  [2] Übersetzt auf die Sprache der Pädagogik, lautet dieser Spruch: Wie der Unterricht, so die Ergebnisse. Guter Unterricht führt zu guten Ergebnissen, schlechter Unterricht zu schlechten Ergebnissen.

 

Stimmiges Unterrichtsklima

Eine Grundvoraussetzung für guten Unterricht ist ein stimmiges Unterrichtsklima. Lernende können nur in einem passenden zwischenmenschlichen Klima reifen.   Bezogen auf  das Gleichnis mit dem Baum, bedeutet dies, dass das Klima für das Wachstum des „jungen Baumes“ förderlich sein muss.  Die wichtigste Qualität, über welche jede Lehrperson und auch die Lernenden im  Idealfall verfügen sollten, nennt sich Empathie. Dieses Wort kann man auch als Einfühlungsvermögen definieren. Diese Fähigkeit beruht auf der Funktion der Spiegelneuronen im Gehirn.  Was wir beobachten, übersetzen diese in diskretes inneres Mittun. Anhand verbaler und körper-sprachlicher Äußerungen kann man rekonstruieren, was im anderen Menschen vorgeht. [3] Spiegelneuronen sind ein Resonanzsystem im Gehirn, das Gefühle und Stimmungen anderer Menschen beim Empfänger zum Erklingen bringt.[4] Nicht umsonst  wird diese Eigenschaft in bestimmten östlichen Traditionen als das Erbeben des reinen Herz-Geistes beschrieben. Außerdem funktionieren Spielneuronen auch so, dass sie beim Betrachten eines Vorgangs das gleiche Aktivitätsmuster zeigen wie bei dessen eigener Ausführung. Das, bedeutet, dass Spiegelneurone eine entscheidende Rolle beim Imitieren spielen. Durch  ihren Gebrauch wird damit auch das gegenseitige Interesse und  Lerneifer geweckt.  Auf Empathie und gegenseitigem Interesse gedeihend, entwickelt sich echter Dialog. Dieser Dialog ist nicht rein verbal, sondern multisensorisch. Er gleicht einem geschmeidigen Ping-Pong-Spiel. Auf ein „Ping“ der Lehrperson folgt ein „Pong“ des Schülers. Das „Ping“ ist immer eine dezente Rückmeldung auf das vorausgegangene „Pong“. Dabei kommt es selten zum Halt. Im Idealfall ist dieses Spiel eher wortsparsam damit dieser wundervolle Fluss nicht unterbrochen wird. Damit das stimmige  Klima sich nicht „verstimmt“, ist es sehr wichtig Extreme zu meiden. Aristoteles nannte diesen Grundsatz  „Mesotes“ (μεσότης); der Buddha sprach von „dem mittleren Pfad“ (majjhimā paṭipadā).  In einer bekannten Geschichte, in welcher  Buddhas Jünger Sona, trotz übertriebenem Eifer, erfolglos und frustriert war, führte der Buddha mit ihm folgenden tröstenden Dialog: „Sag‘, Sona, du hattest dich doch wohl früher, als du noch im Hause lebtest, auf den Saitenklang im Lautenspiel verstanden?“ „Ja, o Herr.“  „Sag, Sona, wenn die Saiten deiner Laute zu straff gespannt waren, gab dann wohl deine Laute einen vollen Klang und war sie zu gebrauchen?“ „Nein, o Herr.“  „Wenn nun aber die Saiten deiner Laute zu schlaff gespannt waren, gab da wohl deine Laute einen vollen Klang und war sie zu gebrauchen?“ „Nein, o Herr.“ „Wenn nun aber, Sona, die Saiten deiner Laute weder zu straff noch zu lose gespannt, sondern auf mittlere Tonhöhe abgestimmt waren, gab dann wohl deine Laute einen vollen Klang und war sie zu gebrauchen?“ „Ja, o Herr.“ „Ebenso auch, Sona, führt allzu straffe Anspannung der Willenskraft zur Aufregung, allzu schlaffe Anspannung aber zur Trägheit. Darum, Sona, halte dich an ein Ebenmaß deiner Willenskraft, erwirb dir ein Ebenmaß deiner Fähigkeiten und so strebe dann nach dem Ziel!“ [5]

Förderung  von Stärken durch Ermutigung und das Schaffen eines motivierenden Umfelds

Der Mensch ist von seinem Wesen her hauptsächlich gefühlsgesteuert. Die Gehirnforschung zeigt, dass der emotionale Teil unserer Psyche, schneller und stärker ist als der kognitive Teil (Verstand). Gefühle lenken daher den Menschen, ohne dass er sich dessen im  Klaren ist. Noch stärker ausgeprägt ist dieser Mechanismus bei Kindern, da diese normalerweise keine höheren Ziele (Aspirationen) verfolgen. Die meisten Kinder leben ausschließlich auf der Gefühlsebene. Es ist zudem von außerordentlicher Wichtigkeit zu verstehen, dass der Mensch selber seine Gefühle nicht erzeugt. Mit dem Heranwachsen, lernen Kinder zunehmend ihre Gefühle zu regulieren. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass der Mensch seine Emotionen aktiv lenken kann. Vielmehr bedeutet Emotionsregulation, seine Emotionen bewusst zu beeinflussen und sie damit zur Veränderung zu zwingen. Man kann dies mit dem Lenken eines Wasserstroms vergleichen. Das Wasser fließt frei nach seinen eigenen Regeln und der Mensch kann  es mit seinen eigenen Händen nicht anpacken und beliebig umformen und lenken. Dazu braucht er bessere Werkzeuge um das Wasser zu zwingen, so zu fließen wie er sich es wünscht. Gerade wegen dieser Wucht, Geschwindigkeit  und Dominanz der Gefühle sagte Arthur Schoppenhauer— ‚Der Mensch kann tun was er will; er kann aber nicht wollen was er will. [6]  In anderen Worten: Wir tun nicht das was wir wollen, sondern wir wollen was wir tun. [7] Wenn man also möchte, dass der Schüler Fortschritte macht, ist dies unheimlich wichtig zu beachten. Die Lehrerin muss fortwährend dafür zu sorgen, dass der Gefühlstrom des Schülers durch Sonnenschein fließt. In wissenschaftlichem Vokabular ausgedrückt: Die Lehrperson muss alles tun, damit das limbische System des Lernperson den Unterricht als lustvoll bewertet und dieser Inhalt dann im Hippocampus abgespeichert wird. Die Gehirne der Lernenden, werden dann viel schneller die Informationen einspeichern.  Eine wahre Lehrperson, führt daher die Schwächen und Fehler der SchülerInnen nicht vor. Sie weiß, dass Lob in den meisten Fällen entwicklungsförderlicher für die SchülerInnen ist als Tadel. Der Zen Meister Thich Nhat Hanh pflegte es, das Gleichnis vom Salat zu erzählen.  „Wenn du Salat pflanzt und er wächst nicht so recht, wirst du nicht dem Salat die Schuld geben. Du suchst nach den Gründen, warum er nicht so richtig kommt. Mag sein, dass er Dünger oder mehr Wasser oder weniger Sonne braucht. Dem Salat wirst du nie die Schuld geben. Wenn wir Schwierigkeiten mit unseren Freunden oder unserer Familie haben, geben wir den anderen die Schuld. Wenn wir aber wissen, wie wir uns um sie kümmern können, werden sie wie der Salat gut wachsen.“ [8]Schlechte Eigenschaften bei den SchülerInnen, transformiert man nicht indem man sie auszurotten versucht. Viel fruchtbringender ist es, demnach, seine oder ihre Stärken durch Ermutigung weiter wachsen zu lassen. Beispielsweise, durch das Wachstum der Nicht-Faulheit des Schülers, wird seine Faulheit, wohl oder übel verfaulen müssen.  

Gehirnorientiertheit der Lernstoffübertragung

 In der Vergangenheit, war das Eintrichtern von neuen Lerninhalten, das sogenannte Pauken, die geläufigste Lehrmethode im Schulunterricht. Durch neue Erkenntnisse in der Gehirnforschung und der Pädagogik, wurde die Bildungsunwirksamkeit dieser Methode erwiesen. Wir wissen, dass dies weder die SchülerInnen motiviert, noch sie beim Lernen unterstützt. Es handelt sich hierbei um eine Unnötige Last, die man den SchülerInnen aufträgt. Das menschliche Gehirn speichert vorzugsweise die Informationen, welche es als bedeutsam einstuft, also welche  für uns persönlich Sinn ergeben. Dieter Fahrner schreibt: Weil Ereignisse für jeden von uns unterschiedliche Bedeutung haben, lassen sich Inhalte, z.B. für uns Lehrpersonen bedeutsam sind, nicht gleichsam auf unsere Schüler übertragen. So kann ich einen für mich sinnvollen Inhalt zwar erklärend zu vermitteln versuchen, ich kann aber nicht davon ausgehen, dass ihn meine SchülerInnen aufnehmen und behalten. [9]Es ist so wie als stünde die Lehrperson an einem Ufer des Flusses und die SchülerInnen am anderen Ufer. Die Lehrperson würde Ihnen zurufen, dass sie zu ihr hinüberkommen sollten, damit sie ihnen ihr Wissen übermittelt. Wenn, eine Brücke fehlt, können sie jedoch  nicht hinüberlaufen. Der Grund für dieses Übertragungsphänomen in der Pädagogik ist, dass jeder individuelle Mensch sein eigenes Sinn-und-Vorwissensnetzwerk hat. Unser Gehirn kann sich neues Wissen bloß aneignen, wenn dieses an Vorwissen anknüpfbar  ist.  So wie man zu einem Mitglied einer geheimen Organisation nur mit Beziehungen wird, genauso wird ein Lerninhalt nur Teil des Wissensnetzwerks wenn er eine Beziehung mit einem bereits vorhandenen Vorwissen hat. Da bei Kindern in der Regel nicht viel Vorwissen und Vorkönnen vorhanden ist, muss man Ihnen die Dinge in altersgerechter Sprache übermitteln. Erfolgbringend ist es, Gleichnisse aus dem Alltagsleben und der Natur zu erzählen. Kinder verstehen solche Vergleiche besser als abstrakte Sprache. 

Selbstständigkeit und Individualität der Schüler fördern

Wie bereits angedeutet, verraten uns die  unterschiedlichen Wörter für Unterrichten  bereits viel über die Aufgabe einer Lehrperson. Das deutsche Wort „unterrichten“ verrät uns, dass die Lehrperson, an erster Steller den Lernenden die Richtung zeigt in welcher sie sich bewegen sollen. Das kroatische Wort für Unterrichtender,  predavač und das russische Wort преподаватель (prepodavatelj), bedeuten wörtlich Übergebender, Übermittler. Daraus kann man ableiten, dass die Aufgabe einer Unterrichtenden Person ist, den SchülerInnen zu geben. Sie übergibt bzw. vermittelt ihnen das benötigte Wissen, Rat und Unterstützung, damit sie sich zu selbstrealisierten, mündigen Individuen  entwickeln können. In diesem Kapitel werden wir die Methoden ergründen, welche die SchülerInnen zur Selbsterbauung befähigen. Motivierte SchülerInnen bedürfen wirklich nicht des Eintrichterns von Lerninhalten. Dieter Fahrner schreibt: Eine guter Lehrperson gibt Impulse für das Erproben, Experimentieren und Ausprobieren. Lernschwierigkeiten lässt sie die SchülerInnen alleine lösen. Sie wendet Methoden zur Förderung der Selbsttätigkeit an.[10] Wenn die Lehrperson genug Vertrauen in die Fähigkeiten der SchülerInnen hat, kann er sie auch zur Gruppenarbeit motivieren. Damit gewinnen die SchülerInnen zunehmend an Selbstständigkeit. Die Gefahr, hierbei ist  jedoch, dass wenn die SchülerInnen über wenig Verstehen, Können und Disziplin verfügen,  die Gruppenarbeit schiefläuft. Es sollte nicht passieren wie in Jesu Gleichnis des blinden Blindenführers:  „Lasst sie, es sind blinde Blindenführer. Und wenn ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in eine Grube fallen.“[11] Gruppenarbeit funktioniert, bloß wenn alle Teilnehmenden „sehend“ sind. In diesem Fall, ist dies eine wundervolle Sache die zur Verselbstständigung der SchülerInnen führt.  Die Entwicklung einer selbstständigen Künstlerperson, mit eigener Meinung und eigenem Geschmack, ist im Grunde das endgültige Ziel der Bildung eines Musikers. Die Lehrperson sollte sich also zunehmend „unbrauchbar“ machen. Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh drückte es so aus: Ein Lehrer muss im Schüler den inneren Lehrer ans Licht bringen, ein Psychotherapeut den inneren Psychotherapeuten in seinem Patienten zum Leben erwecken. Der innere Psychotherapeut  des Patienten kann dann ständig auf wirkungsvolle Weise tätig werden. [12]

Ritualisierung und Abwechslung der Unterrichtsmethodik

Um die Unterrichtseffektivität zu gewährleisten, ist es von großer Wichtigkeit, unterschiedliche Methoden zu kennen und anzuwenden können. Das griechische Wort „methodos“ bedeutet frei übersetzt der Weg zu einem Ziel (meta=zwischen; hodos=Weg);  (vgl. serbokroatisch међу/među=zwischen und ходати/hodati, russ. ходить=gehen, laufen). Laut Dieter Fahrner sind Lehrpersonen in diesem Sinne für ihre SchülerInnen eine Art Pfadfinder, die die SchülerInnen dazu Anleiten, den für sie jeweils geeigneten Pfad zu finden. [13] Jeder einzelne Schüler ist einzigartig und hat seine einzigartigen Bedürfnisse. Dennoch, um eine ganze Klasse beisammen zu halten, ist es Wichtig einige Unterrichtsrituale einzuführen. Durch eine Ritualisierung kommt es zur Strukturierung des Unterrichts und damit automatisch auch zur Disziplinierung. Dieter Fahrner sagt: Disziplin muss sein, sie ist die tragende Säule guten Unterrichts, denn die wirksamsten Unterrichtskonzepte sind nutzlos, wenn dauernd gestört wird.  [14] Doch, Ritualisierung und Disziplinierung sind nicht alles. Damit der Unterricht frisch gehalten wird, muss Abwechslung und Spontanität Teil des Unterrichts werden.   Wenn dies richtig ausgeführt wird, wird der Unterricht von einer Erlebnispädagogik geprägt. Die Lehrperson agiert lebendig in der Vermittlung von Sachwissen. Damit erlangt sie eine Resonanz mit der kindlichen und jugendlichen Lebhaftigkeit.  Er kann sich beispielsweise innerlich sagen: „Wir sind ja bekannterweise Lebewesen und keine Totewesen.“ Das erlernte Sachwissen, wird mit anderem Sachwissen und Handlungen verknüpft. Dadurch wird ein Netz des Wissens und Könnens geflochten.  Die SchülerInnen werden auf jeden Fall darüber Informiert, wie man das Geübte im Gedächtnis nachhaltig speichert.  Sie werden darüber aufgeklärt, dass dies nur durch geduldiges Wiederholen passieren kann. Sie werden  davor gewarnt, Fehler zu wiederholen. Denn, damit prägen sie sich diese Fehler ein. Außerdem, kann es sehr zielführend sein, die unterschiedlichen Sinnesorgane der Lernenden anzusprechen. Indem man dies tut,  emotionalisiert und begeistert man die SchülerInnen, was zu höherer Motivation  und damit auch höherem Erfolg  führt.  Jedes Erfolgserlebnis, welches eine Lernende erleben darf, steigert ihr Selbstbewusstsein und bildet damit die Grundlage für ein nächstes Erfolgserlebnis.

 

Fortwährende Qualitätsanalyse und Transparenz

Sowohl die Lehrenden,  als auch die  Lernenden, sollten ohne Unterlass jede ihrer Handlungen reflektieren. Als Gautama  Buddhas Sohn Rahula sieben Jahre alt war, erteilte sein Vater ihm folgende Lektion:  „Was meinst du, Rāhula: Wozu ist ein Spiegel da?“ „Zum Reflektieren, ehrwürdiger Herr.“ „Ebenso, Rāhula, sollte eine Handlung mit dem Körper nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden; eine Handlung mit der Sprache sollte nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden; eine Handlung mit dem Geist sollte nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden….“  [15](Das Wort „wiederholt“ bedeutet in diesem Kontext, vor, während und nach der Handlung, wie es im Späteren Verlauf des Textes klar wird.) Durch Verbindung von wiederholter Reflektion, gekonntem Gebrauch von Autorität und das konsequente Durchführen von Regeln erzeugt die Lehrperson eine bildungsförderliche Stimmung im Unterricht.  Christian Deinhardt sagte in einem Gespräch mit Dieter Fahrner:. Respekt erzeuge ich, indem ich ruhig bleibe, denn wer laut wird, kann sich irgendwann nur noch brüllend Gehör verschaffen. Zudem achte ich darauf, dass mich meine SchülerInnen trotz freundschaftlichem Verhältnis mit Sie ansprechen. Die Lehrperson sollte sich in Bezug auf Störungen aber immer auch selbst hinterfragen: Ist mein Unterricht motivierend, kann ich noch zügiger, spannender und abwechslungsreicher unterrichten,  sodass Störungen erst gar nicht auftreten? Gegebenenfalls muss sie bereit sein, die Unterrichtsgestaltung zu verändern. [16]Wegen unserer begrenzten Wahrnehmung und der Anfälligkeit für Verzerrung unseres Selbstbildes, kann es von äußerst großem Nutzen sein, sich selbst nicht nur im Spiegel der eigenen Wahrnehmung zu blicken, sondern auch  in den  „Wahrnehmungsspiegeln“  Anderer. Dies bedeutet in der Praxis, durch Unterrichtshospitation, die Meinung von KollegInnen zu erfragen. Außerdem sollten die SchülerInnen und ihre Eltern ebenfalls  aktiv in dieses Verfahren miteinbezogen werden. Da Menschen, in der Regel, Kritik nicht gerne hören, wird es unvermeidlich zu kleineren oder größeren Konflikten kommen. Es ist von unermesslicher Wichtigkeit, hierbei die Nichtdualiät der Tugenden zu verstehen. Demnach sind Tugenden dialektisch veranlagt. Das heißt, sie existieren in Wirklichkeit nur in Paaren und ihre Gegensätzlichkeit zur Untugend  verschwindet  bei genauerem Hinblicken. In einem Beispiel beschreibt  Dieter Fahrner die Gefahr, dass Wertschätzung als Tugend und Herabsetzen als Untugend definiert wird. Weiterhin betont er die enorme Wichtigkeit zu erkennen, dass auch das „Gute“ eine Gefahr birgt und dass auch im „Schlechten“ etwas „Gutes“ steckt.  Für viele mag dies alles erstmal verwirrend klingen. Wenn wir dies jedoch im Kontext des mittleren Weges betrachten, entwirren wir uns von alleine. Dieter Fahrner erklärt es so: Eine Tugend ohne die andere  ist Unheil bringend. Extreme Wertschätzung kann nur zur oberflächlichen Nettigkeit führen. Auf der anderen Seite ist beinhaltet Geringschätzung die Fähigkeit zur kritischen Konfrontation, denn wer sagt was er ehrlich meint, ist immerhin zur kritischen Konfrontation fähig. [17] Dies ist vollkommen im Sinne von Aristoteles Lehre über das Vermeiden von Extremen.   „Mesotes“ bezeichnet laut Aristoteles die Stellung einer Tugend zwischen zwei einander entgegengesetzten Lastern, dem „Übermaß“ und dem „Mangel.  Diese jeweilige Mitte ist allerdings nicht ein arithmetisch mittlerer Punkt, der durch zwei gegenseitige Laster eindeutig bestimmt wird, sondern sie versteht sich als ethische Handlungsmöglichkeit, die den Besonderheiten der Personen Rechnung trägt. Diese Mitte ist subjektiv und situationsabhängig durch die Vernunft des Einzelnen bestimmt und kann sich zwischen zwei Personen unterscheiden.[18] Zurück im Unterricht, lenkt die Lehrperson die Situationen so, dass immerwährend Eintracht und Harmonie herrschen.

Fazit

In dieser Arbeit habe ich versucht systematisch, anhand von sechs Qualitätskriterien, zu erkunden was guten Unterricht ausmacht. Wir haben erkannt, dass  guter Unterricht zu guten Ergebnissen führt.  Das Endziel des Unterrichts ist, selbstständige, mündige Künstler hervorzubringen. Um dies zu erreichen, müssen erstmal die Grundvoraussetzungen stimmen. SchülerInnen verdienen ein altersgerechtes Unterrichtsklima, um zu gedeihen können.  Sie werden jederzeit ermuntert und ermutigt, wenn sie in Unsicherheit geraten.  Außerdem, haben wir gemeinsam erkannt, dass jeder Mensch seinen Geist gut verstehen sollte. Lehrpersonen, sollten sich insbesondere gut auf den Gebieten der Lernpsychologie, Schulpsychologie, Kinder/Entwicklungspsychologie und Persönlichkeitspsychologie   auskennen.  Dadurch, wird die Lehrperson angemessene Methoden entwickeln können, die den Schülerinnen das Lernen erleichtert. Wie Einstein sagte: Man muss die Dinge so einfach wie möglich (nötig) machen aber nicht einfacher. [19] Der Unterricht sollte auch stets gut vorbereitet sein. Durch Unterrichtsrituale, Disziplin und die Autorität der Lehrperson wird der Unterricht stabil gehalten. Durch Spontanität und Abwechslung wird der Unterricht frisch gehalten. Im Unterricht ist jeder reflektiert und offen für die Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit. Am wichtigsten, für die Verwirklichung des Endzieles, ist es, dass die Lehrperson es vermag, im Schüler das Feuer der Liebe für die Musik anzuzünden, die sogenannte intrinsische Motivation. William Ward drückte es so aus:  Ein mittelmäßiger Lehrer erzählt. Ein guter Lehrer erklärt. Ein besserer Lehrer zeigt. Der beste Lehrer inspiriert.[20]   


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4dagogik#Wortgeschichte

[2] https://bibeltext.com/matthew/7-17.htm

[3] Fahrner, Dieter: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschliche und fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer, Mainz 2013 (Schott)

[4] https://www.planet-wissen.de/natur/forschung/spiegelneuronen/index.html#:~:text=Spiegelneuronen%20sind%20ein%20Resonanzsystem%20im,jemand%20eine%20Handlung%20nur%20beobachtet

[5] https://suttacentral.net/an6.55/de/nyanatiloka

[6]https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fcampus%2F2008%2F02%2Finterview-freier-wille%2Fseite-5

[7] Fahrner, Dieter: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschliche und fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer, Mainz 2013 (Schott)

[8] Thich Nhat Hanh:  Ich pflanze ein Lächeln 

[9] Fahrner, Dieter: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschliche und fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer, Mainz 2013 (Schott)

[10] Fahrner, Dieter: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschliche und fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer, Mainz 2013 (Schott)

[11] https://www.bibleserver.com/EU/Matth%C3%A4us15

[12] Thich Nhat Hanh:  Ich pflanze ein Lächeln 

[13] Fahrner, Dieter: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschliche und fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer, Mainz 2013 (Schott)

[14] Fahrner, Dieter: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschliche und fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer, Mainz 2013 (Schott)

[15]   http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m061z.html

[16] Fahrner, Dieter: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschliche und fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer, Mainz 2013 (Schott)

[17] Fahrner, Dieter: Begeisternd und kompetent unterrichten. Menschliche und fachliche Professionalität für Instrumental- und Musiklehrer, Mainz 2013 (Schott)

[18] https://de.wikipedia.org/wiki/Mesotes 

[19] https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_albert_einstein_thema_einfach_zitat_23857.html 

[20] https://www.myzitate.de/william-arthur-ward/   

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