David T. Bosch

Musikalität und Persönlichkeit

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Musikalität und anderen Persönlichkeitsmerkmalen?

Einleitung und theoretischer Hintergrund

Ziel dieser Hausarbeit ist es  den Zusammenhang zwischen Musikalität und anderen Persönlichkeitsmerkmalen zu untersuchen. Meine Hoffnung ist es, im Fazit die zentrale Frage dieser Hausarbeit beantworten zu können: Besteht ein  Zusammenhang zwischen musikalischer Begabung und Leistung mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen; wenn ja, in welcher Weise?  Ganz zu Beginn möchte ich einige zentrale Begriffe zergliedern und erläutern. Bei allen Begriffen handelt es sich um geistige Konstrukte, die wegen ihrer Vielschichtigkeit nur schwer zu definieren sind.  Ganz wesentlich in jeder Diskussion auf diesem Gebiet ist das Wort Begabung.  Laut  Duden ist Begabung eine angeborene Befähigung zu bestimmten Leistungen. [1] Das Wort selbst leitet sich vom Wort Gabe ab. Dies impliziert, dass einige Menschen eine Art „genetisches Geschenk“ bei ihrer Zeugung bzw. Geburt von ihren Eltern empfangen haben, welches von Vorfahrensgeneration zu Vorfahrensgeneration übergeben wurde. Die weit angenommene Definition vom deutsch-amerikanischen Psychologen William Stern gibt uns Aufschluss über die genauere Bedeutung dieses Begriffes: »Begabungen sind immer Möglichkeiten zur Leistung (=Potentiale), unumgängliche Vorbedingungen, sie bedeuten jedoch nicht Leistung (=verwirklichtes Potential) selbst«[2] Mit dieser Bedeutung werde ich dieses Wort in dieser Arbeit benutzen.  Das Wort Talent wiederum kann als Synonym für Begabung benutzt werden, jedoch benutzen einige Autoren dieses Wort mit einer leicht anderen Konnotation, was im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit ersichtlich wird. Die vielen Definition des Wortes Musikalität sind uneinheitlich und können sich oft nur schwer vergleichen lassen. In dieser Hausarbeit werde ich dieses Wort als Synonym für musikalische Begabung benutzen bzw. als die Gesamtheit der mit Musik zu tun habenden Begabungsfelder. Interessant ist auch das Wort Entwicklung. Es  wird vom Wortstamm wickeln zusammen mit dem Präfix –ent gebildet. Wörtlich bedeutet es „etwas Verwickeltes zu ent-wickeln“. Jedoch wird dieses Wort nicht so gebraucht.  Es hat mehrere Definitionen. Die erste im Duden aufgelistete Definition lautet: allmählich entstehen, sich stufenweise herausbilden.[3] Als Beispielsatz wird „aus der Raupe entwickelt sich der Schmetterling“ genannt. Diese Definition fügt sich ausgezeichnet in die Begabungsdefinition von Stern. Eine Raupe wird bloß zum Schmetterling weil sie über das Potential verfügt zu einem Schmetterling zu werden.  Eine weitere aufgelistete Definition lautet: allmählich unter bestimmten Bedingungen zu etwas anderem, Neuem werden. Die genauen Bedingungen die zur Entwicklung musikalischer Begabung/Talents führen, mit besonderer Berücksichtigung der kognitiven und psychologischen, werden im weitern Verlauf dieser Arbeit ergründet. 

Begabungsmodelle und Gliederung

Mithilfe von Begabungsmodellen versuchen WissenschaftlerInnen das Zustandekommen von Begabung zu erklären. Ein sehr prominentes  Begabungsmodell entwickelte der amerikanische Psychologe Joseph Renzulli. Er erforschte eine große Anzahl selbstverwirklichter hochbegabter Personen und schlussfolgerte anschließend über den Entstehungsprozess ihres Talents.  Alle getesteten Personen haben übereinstimmend  drei Merkmale aufgewiesen: Überdurchschnittliche Fähigkeiten (sowohl kognitive als auch nicht-kognitive),  Kreativität (divergentes Denken)  und „leistungsorientierte Arbeitshaltung“ [4]  Die Schnittmenge dieser dreier Bereiche bezeichnet er als Talent. Diesen Begriff benutzt er nicht als striktes Synonym für Begabung, sondern eher als den leistungserbringenden Begabungsanteil, also das eingelöste Potential. Talent ist nach ihm somit nicht die Gesamtheit der verschiedenen Begabungsfelder, sondern eher ihr Zusammentreffen in Schnittpunkten, welche im diesem wechselwirkenden Zusammenspiel zu einer hohen Leistung führen. Insbesondere die Variable „leistungsorientierte Arbeitshaltung“ besagt dass Talent nur im Zusammenspiel mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen zustande kommen kann. Aus diesem Grund möchte ich zuerst den Zusammenhang zwischen musikalischer Begabung und den drei, nach Renzulli, für die Entwicklung eines Talents benötigten Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale erkunden.

Musikalität und Intelligenz

Die Frage die uns in diesem Absatz beschäftigt ist, ob kognitive Fähigkeiten bzw. Intelligenz Hand in Hand mit Musikalität einhergehen. Unter WissenschaftlerInnen besteht keine Einigkeit ob Musikalität unabhängig von Intelligenz vorkommt oder nicht. Einige ForscherInnen gehen davon aus, dass es zur Manifestierung von Musikalität eines IQ-Schwellenwertes bedarf. Rosamund Shuter-Dyson vertritt die Auffassung, dass sich musikalische Begabung  erst ab einem IQ von 90 etablieren kann.[5] Darüber hinaus soll jedoch kein wesentlicher Zusammenhang zwischen Musikalität und Intelligenz bestehen. Einige  AutorInnen konnten zudem einen Zusammenhang mit bestimmten Bereichen von Intelligenz, wie räumliche Begabung und verbale Fähigkeiten feststellen. (z.B. Marianne Hassler; 1985 und Kai Karma;  1979)5 Ein Großteil der Untersuchungen konnte eine überdurchschnittliche Intelligenz bei herausragenden Musikern nachweisen. Die genaueren Ergebnisse sind jedoch uneinheitlich. Die Korrelationskoeffizienten zwischen gemessener Intelligenz und Erfolg bei Musikalitätstest lag bei den meisten Schätzmessungen bei r = .30 was auf keinen eindeutigen ursächlichen Zusammenhang weist.[6] Sergeant & Thatcher (1974) argumentierten, dass der Zusammenhang zwischen Musikalität und Intelligenz möglicherweise höher ist, aber aufgrund von Mängeln in der Reliabilität der verwendeten Tests nicht offen zu Tage tritt.[7] Eine mögliche Erklärung dafür könnte die bereits genannte Vielschichtigkeit von Intelligenz und Musikalität sein. Diese führt dazu, dass diese geistigen Bereiche nicht mit Tests vollständig erfasst werden können.  Auf der anderen Seite, konnten einige Studien einen deutlichen Zuwachs an  IQ-Punkten und kognitiven Leistungen bei Kindern und Jugendlichen, welche über einen längeren Zeitraum Instrumentalunterricht erhielten, verzeichnen.  Der Forscher Hans Günther Bastian führte zwischen 1992 und 1998 zusammen mit seinen MitarbeiterInnen an sieben Berliner Grundschulen  eine umfangreiche Längsschnittuntersuchung durch.  In den ersten Jahren ihrer Grundschulzeit unterschieden sich die  Modellgruppe d.h. Klassen mit erweiterter Musikerziehung und die Kontrollgruppe d.h. Klassen mit konventionellem Musikunterricht zunächst nicht. Nach 4 Jahren erweiterter Musikerziehung konnte er  jedoch  einen signifikanten IQ-Zugewinn bei Kindern aus musikbetonten Grundschulen feststellen. Der IQ-Mittelwert der Modellgruppe lag somit bei 111 während er bei der  Kontrollgruppe 105 betrug. [8] Nach Bastians eigenen Worten ist „Ein Instrument zu spielen  eine der komplexesten menschlichen Tätigkeiten.“ 8 Dies kann sich äußerst förderlich auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken sowie eine mögliche ursächliche Erklärung für solch herausragende Ergebnisse sein. Die drei WissenschaftelrInnen Frances Rauscher, Gordon Shaw und Catherine Ky stellten in einer Untersuchung 1993 eine Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens von Studierenden fest, nachdem diese die Sonate für zwei Klaviere in D-Dur, KV 448, von Wolfgang Amadeus Mozart angehört hatten. Sie stellten daraufhin eine Hypothese namens Mozart-Effekt auf.[9] Diese Forschungsergebnisse erregten viel Aufmerksamkeit  in der wissenschaftlichen Welt sowie auch in der Allgemeinheit. ForscherInnen konnten nachweisen, dass  jegliche von Studierenden positiv bewertete Musik, nicht nur Mozart, in einem kurzzeitigen Anstieg  ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit resultierte.  Der kanadische Forscher Glenn Schellenberg und seine KollegInnen gaben diesem hypothetischen Effekt den Namen Erregungs- und Stimmungshypothese. 9 In der Folge forschten zahlreiche ForscherInnen ob Musik bzw. eine musikalische Ausbildung zu einem nachhaltigen langfristigen Anstieg von kognitiven Leistungen führen kann.  Rauscher et al.  gingen dieser Frage in einer Studie 1997 nach. Sie teilten Kindergartenkinder auf vier verschiedene Gruppen: eine Keyboard-Gruppe, eine Gesangsgruppe, eine Computerspiele-Gruppe und eine Gruppe, die keinen Unterricht erhielt.  Nach einigen Monaten zeigten die Kinder der Keyboard-Gruppe deutlich bessere Leistungen in ihren visuell-räumlichen Fähigkeiten als die Kinder aller anderen Unterrichtsgruppen. [10]  Eine weitere Studie mit Schulkindern fand heraus, dass  Musikunterricht die verbale Gedächtnisleistung steigert. Nach einem Jahr wiesen die Kinder, welche Musikunterricht erhielten, ein deutlich stärkeres verbales Gedächtnis vor. Eine Leistungssteigerung des visuellen Gedächtnisses konnte allerdings nicht nachgewiesen werden.[11]  Schlaug et al. führten 2005 eine querschnittliche Studie an Schulkindern durch. Kinder die jahrelangen Musikschulunterricht erhielten wiesen einen größeren Wortschatz auf als ihre Mitschüler ohne Musikunterricht. Damit konnten sie einen positiven Zusammenhang zwischen Musikunterricht und verbalen Fähigkeiten bestätigen. Außerdem konnten  Degé und Schwarzer 2011  in einer Längsschnittstudie einen Zuwachs an phonologischer Bewusstheit bei Vorschulkindern, die ein 20-wöchiges Musiktraining erhielten, verzeichnen.[12] Nachweislich besitzt jede Sprachen eine kennzeichnende Palette an Lauten und Rhythmen in der Aussprache. Möglicherweise verfeinert sich, durch die Aneignung musikalischer Fertigkeiten das „phonologische Gehör“  bzw. das Gespür für diese Eigenschaften von Sprache. Dieses ermöglicht  wiederum eine deutliche  Erhöhung des Leistungsniveaus im Lesen und Schreiben  sowie  einen erfolgreichen Fremdspracherwerb mit akkurater Aussprache. Tatsächlich haben Musiker seit dem 19.Jahrhundert oftmals einen Ruf als Polyglotten. Berühmte Musiker Franz Liszt und Vladimir Horowitz sprachen mindestens 4 Sprachen, Arthur Rubinstein und Daniel Barenboim beherrsch(t)en mindestens  6 Sprachen. Dies könnte man jedoch als Indiz für die kulturreiche Sozialisierung dieser Musiker nehmen.[13]

Musikalität und Kreativität

Nach Renzullis Begabungsmodell stellt Kreativität die zweite Vorbedingung für Talent dar. Bei Kreativität handelt es sich um eine kognitive Fähigkeit, welche sich von der herkömmlichen Intelligenz insofern unterscheidet, dass Intelligenz auf eine alleinige richtige Lösung gerichtet ist, wogegen Kreativität auf eine freie, neuartige Lösung ausgerichtet ist. [14] Tatsächlich ist ein gewisses Maß an Kreativität für jeden Musiker notwendig, nicht nur für KomponistInnen. Um eine frische Interpretation zu liefern, ist es auch für Instrumentalisten wichtig Originalität und Schöpfertum aufzuweisen. Einige Studien deuten auf ein hohes Vorkommen dieses Merkmals bei Musikern und musikalischen Personen. Peter Richard Webster  konnte einen Zusammenhang zwischen musikalischer Kreativität und musikalischer Leistung finden. Darüber hinaus berichtet er von einem Zusammenhang zwischen figuraler Kreativität und der Fähigkeit zur Improvisation und musikalischer Analyse. [15]

Musikalität und Persönlichkeit

Wie in Renzullis Begabungsmodell dargestellt, ist auch Persönlichkeit ein notwendiger Faktor der zur Verwirklichung von Talent führt.  Ich möchte mich in diesem Kapitel der Frage des Persönlichkeitsmusters von musikalischen Menschen widmen. Gibt es überhaupt so etwas wie ein musikerspezifisches Persönlichkeitsprofil? In der Allgemeinheit haben  insbesondere klassische Musiker den Ruf als einerseits friedlebende, empfindsame und andererseits exzentrische Menschen. Man fragt sich berechtigt: ist diese klischeehafte Vorstellung bloß ein Vorurteil oder entspricht sie doch zu einem gewissen Grad der Wirklichkeit? Erstaunlicherweise scheinen zahlreiche Studien den Zusammenhang von Musikalität und nicht-kognitiven Persönlichkeitsmerkmalen zu belegen. Viele WissenschaftlerInnen erklären dies mit drei möglichen Ursachen. Die erste Ursache ist, dass Musik bestimmte künstlerisch geartete Persönlichkeiten anzieht. Die zweite Ursache liegt darin, dass  Musik vermutlich das Potential birgt den musizierenden Menschen zu durchdringen und somit allmählich seine Persönlichkeit zu verändern. Der ungarische Psychologe  Géza Révész schrieb: „Musik, diese angeborene, aber entwicklungsbedürftige und auch entwicklungsfähige Eigenschaft, strahlt auf den ganzen Menschen aus und bildet demnach einen charakteristischen Zug der ganzen Persönlichkeit“ [16] Die dritte Ursache liegt darin, dass sich mit Musik befassende Menschen einem dem Üben angepassten Tagesablauf unterziehen. Durch diesen Tagesablauf wird ihre Persönlichkeit vermutlich ebenfalls umgeformt. Gemäß der ersten möglichen Ursache sind Musiker bereits bevor sie mit dem Musizieren beginnen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen ausgestattet, ohne die sie womöglich keinen so unmittelbaren Zugang bzw. Neigung zur Musik hätten. Die zweite und dritte Ursache besagen, dass sich die Persönlichkeit des  Musizierenden erst im Laufe der Zeit, durch das sich-Auseinandersetzen mit  Musik formiert. Wahrscheinlich ist jedoch ein Zusammenspiel aller Ursachen ausschlaggebend.  Zuerst möchte ich der zweiten und dritten Ursache nachgehen. Wie wirkt sich das Musizieren auf den Menschen aus? Musik wirkt sich unmittelbar wohltuend auf das Gemüt von Musizierenden aus: Durch das Erleben von positiven Emotionen, durch den Genuss des Musizierens und das Zufriedenheitsgefühl welches durch das Erreichen von Zielen entsteht, verspüren Musizierende womöglich einen verminderten Drang zur Handgreiflichkeit und Aggression. Der Schweizer Theologe Leonhard Ragaz drückte es  passend aus: „Der Geist der Gewalt ist so stark geworden, weil die Gewalt des Geistes so schwach geworden ist.“  Aus diesem Grund äußerte Bastian den Appell: „Musik und insbesondere eigenes Musizieren sind „eine“ soziale Chance in der Pro- und Metaphylaxe von Aggressionen unter Kindern und Jugendlichen, wirken also gewaltpräventiv.“[17] Der englische Forscher Anthony Kemp führte 1981 umfangreiche Untersuchungen um die musikereigene Psyche zu erforschen. Er stellte fest, dass ab dem Jugendalter Musiker ein Persönlichkeitsprofil aufwiesen, welches sich von der gesellschaftlichen Norm abhob.  Jugendliche Instrumentalisten zwischen 13 und 17 Jahren waren innerlich zurückhaltender, selbstgenügsamer, gehorsamer und sensibler, sowie gewissenhafter. Musikstudenten erwiesen sich dabei als reservierter, nüchterner und selbstgenügsame, sensibler, unkonventioneller und gewissenhafter als ihre nicht-musizierenden Altersgenossen.[18] Dies sind alles Persönlichkeitsmerkmale die Stabilität in unsere Gesellschaft bringen können. Dass Musiker sich deutlich von der Norm abheben, konnten auch zahlreiche Studien belegen, die den Zusammenhang zwischen Musikalität und Androgynie erforschten. Marianne Hassler hat 1990 aufwendige Längsschnittstudien durchgeführt. Sie postulierte die These, dass räumliche Begabung, Androgynie und musikalische Begabung positiv miteinander korrelieren. [19] Der Begriff Androgynie (von altgriechisch ἀνδρός andros ‚Mann‘ und γυνή gyne ‚Frau‘) bedeutet „Vereinigung männlicher und weiblicher Merkmale“. Hassler meinte damit keine vermeintliche Zwitterhaftigkeit sondern die Koexistenz von männlichen und weiblichen Charakteristika in einer Person. Dabei ist zu unterscheiden zwischen physiologischer Androgynie und psychologischer Androgynie.19 Das Verhältnis der geschlechtsspezifischen Hormone gilt als Indikator für die physiologische Androgynie. Die psychologische Androgynie beschreibt Hassler so: „dass sie über ein Verhaltensrepertoir verfügen, das beides einschließt, typisch männliches und typisch weibliches Verhalten. Die androgyne Person kann aus dieser Vielzahl der Möglichkeiten diejenige auswählen, die der jeweiligen Situation angemessen ist, unabhängig davon, ob das ausgewählte Verhalten für ihr biologisches Geschlecht typisch ist.“ 19 Durch ihre Forschung konnte Hassler ihre Hypothesen in den wichtigsten Punkten bestätigen. Ein bemerkenswerter Befund, den sie machte war, dass insbesondere das Kompositionstalent mit Androgynie verbunden ist. Die männlichen Komponisten, die an der Untersuchung teilnahmen, hatten insgesamt niedrigere Testosteron-Werte als männliche Instrumentalisten und insbesondere Nicht-Musiker. Bei Komponistinnen fielen die Hormonanalysen gegenteilig aus. Sie wiesen höhere Testosteron-Werte auf als ihre Instrumentalisten- und Nicht-Musiker-Altersgenossinen. Die psychologischen Tests bestätigten die zentrale Hypothese ebenfalls. „Die räumliche und musiklaische Begabung, scheint bei solchen Personen am größten zu sein, bei denen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern am kleinsten sind“  [20] Es scheint so, als wäre Androgynie potentiell zum Musizieren günstig, da Musik von Gegensätzlichkeiten lebt. Musik erfordert nämlich von jedem Interpreten und Komponisten ein breites emotionales Spektrum. Die Kunst des Komponisten besteht darin, musikalische Teile und kontrastierende oder gegensätzliche Ideen, die unbewusst persönliche innere Kämpfe symbolisieren, in einen Einklang zu bringen, während dessen das Individuum versucht, aus einem Durcheinander eine Kohärenz herzustellen (Kemp 1996). [21] Dieser Satz erklärt womöglich die vielschichtige und oftmals widersprüchliche Natur des Künstlers.

Fazit

Zusammenfassendlässt sich festhalten, dass Musiker über ein Persönlichkeitsmuster verfügen, das sich deutlich von der Norm abhebt. Für den erfolgreichen Erwerb  musikalischer Fertigkeiten sind sowohl kognitive als auch nicht-kognitive Persönlichkeitsmerkmale notwendig. Viele ForscherInnen gehen davon aus, dass eine gewisse Intelligenz eine zwangsläufige Voraussetzung für das Musizieren darstellt. Insbesondere verbale und räumliche Fähigkeiten scheinen hierbei relevant zu sein. Auch Kreativität bzw. divergentes Denken scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Auf der anderen Seite belegen zahlreiche Studien, dass das aktive Musizieren ebendiese Voraussetzungen entwickelt. Daher sind diese Merkmale mit zunehmendem Alter, sowie fortschreitender Expertise stärker zu verzeichnen. Darüber hinaus deuten zahlreiche Studien darauf hin, dass Musiker nicht-kognitive Persönlichkeitsmerkmale wie Gefühlsbetontheit und Androgynie kennzeichnet, was sie in vielen Fällen von der Normalbevölkerung unterscheidet. [22] Auch dieser Zusammenhang wird mit der Reifung der musikalisch tätigen Person deutlicher. 

Zum Schluss kann ich die Fragestellung in der Einleitung bestätigen. Es gibt einen gewissen Zusammenhang zwischen Musikalität und anderen Persönlichkeitsmerkmalen.

       

Literatur / Quellen

Printquellen

  • Gembris, Heiner: Grundlagen musikalischer Begabung und Entwicklung, Augsburg  2013 (Wißner)

Internetquellen

  • https://www.duden.de/rechtschreibung/Begabung  [Zugriffsdatum 15.07.2021]
  • http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0750/pdf/dwm.pdf                                        [Zugriffsdatum 16.07.2021]
  • https://www.duden.de/rechtschreibung/entwickeln [Zugriffsdatum 17.07.2021]
  • https://www.bildung-stmk.gv.at/dam/jcr:f1ddbebb-5a75-42c0-b454-d88ba5bdb4b9/Modelle%20der%20Begabung.pdf   [Zugriffsdatum 19.07.2021]                                                                             
  • https://www.musikverein-degerfelden.de/wp-content/uploads/Bastian-Studie.pdf [Zugriffsdatum 20.07.2021]
  • https://www.researchgate.net/publication/281002987_Musik_und_Medizin_Chance [Zugriffsdatum 21.07.2021]
  • n_fur_Therapie_Pravention_und_Bildung_edited_volume/link/56b4797d08ae636a540f4079/download [Zugriffsdatum 22.07.2021]
  • https://www.researchgate.net/publication/10578556_Music_Training_Improves_Verbal_but_Not_Visual_Memory_Cross-Sectional_and_Longitudinal_Explorations_in_Children/link/004635205e8c3c6ff3000000/download [Zugriffsdatum 23.07.2021]
  • https://www.facebook.com/watch/?v=593345528044495 [Zugriffsdatum 25.07.2021]
  • https://www.psycharchives.org/bitstream/20.500.12034/2962/1/15_2000_1_Kemp [Zugriffsdatum 26.07.2021]

Eigenständigkeitserklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit bzw. Leistung eigenständig, ohne fremde Hilfe und nur unter Verwendung der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle sinngemäß und wörtlich übernommenen Textstellen aus der Literatur bzw. dem Internet sind als solche kenntlich gemacht. Mir ist bekannt, dass im Falle einer Täuschung die Arbeit mit ‚nicht bestanden’ bewertet wird.

[Augsburg, den 29.7.2021]


[1] https://www.duden.de/rechtschreibung/Begabung

[2] http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0750/pdf/dwm.pdf S.13

[3] https://www.duden.de/rechtschreibung/entwickeln

[4] https://www.bildung-stmk.gv.at/dam/jcr:f1ddbebb-5a75-42c0-b454-d88ba5bdb4b9/Modelle%20der%20Begabung.pdf

[5] http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0750/pdf/dwm.pdf S.75

[6] Gembris: Grundlagen musikalischer Begabung und Entwicklung  S.125

[7] Gembris: Grundlagen musikalischer Begabung und Entwicklung S.125

[8] https://www.musikverein-degerfelden.de/wp-content/uploads/Bastian-Studie.pdf  S.2.

[9]https://www.researchgate.net/publication/281002987_Musik_und_Medizin_Chancen_fur_Therapie_Pravention_und_Bildung_edited_volume/link/56b4797d08ae636a540f4079/download S.360

[10]https://www.researchgate.net/publication/281002987_Musik_und_Medizin_Chancen_fur_Therapie_Pravention_und_Bildung_edited_volume/link/56b4797d08ae636a540f4079/download S.367

[11]https://www.researchgate.net/publication/10578556_Music_Training_Improves_Verbal_but_Not_Visual_Memory_Cross-Sectional_and_Longitudinal_Explorations_in_Children/link/004635205e8c3c6ff3000000/download

[12]https://www.researchgate.net/publication/281002987_Musik_und_Medizin_Chancen_fur_Therapie_Pravention_und_Bildung_edited_volume/link/56b4797d08ae636a540f4079/download S. 368

[13] https://www.facebook.com/watch/?v=593345528044495

[14] http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0750/pdf/dwm.pdf  S.27

[15] http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0750/pdf/dwm.pdf  S.81

[16] http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0750/pdf/dwm.pdf S. 65   

[17] https://www.musikverein-degerfelden.de/wp-content/uploads/Bastian-Studie.pdf S.2

[18] http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0750/pdf/dwm.pdf S.82

[19] Gembris: Grundlagen musikalischer Begabung und Entwicklung S.131.

[20] Gembris: Grundlagen musikalischer Begabung und Entwicklung S.133

[22] http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2008/0750/pdf/dwm.pdf S.85

[21] https://www.psycharchives.org/bitstream/20.500.12034/2962/1/15_2000_1_Kemp.pdf  S.21

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